Am 10. Oktober war es endlich so weit, das erste Landesligaspiel seit gefühlten 20 Jahren stand an. Aber nicht nur das, gleichzeitig war es das erste Spiel der neu gegründeten SG Karlsruhe/Tübingen und es war das erste Mal, dass eine Karlsruher Mannschaft in der Stadt der Stocherkähne als Heimmannschaft auftrat. Es war also ein wahrer Premierensonntag.
Dementsprechend ging es für neun hochmotivierte Spieler, einen Coach und seinen Co., sowie einen treuen Fan pünktlich mit fünfzehnminütiger Verspätung los. Da der Wetterbericht bestes Lacrossewetter mit bis zu 19°C und Sonnenschein versprach, konnte einem schönen Lacrossevormittags eigentlich nichts mehr im Wege stehen. Bei der Ankunft in Tübingen gabs dann doch lange Gesichter; 4°C und Nebel waren nicht das Wetter auf das man kleidungstechnisch eingestellt war.
Auf dem Platz angekommen, wurde dementsprechend zügig mit dem Warmmachen begonnen. Parallel begann sich auch Apollo mit seinem Sonnenwagen aufzuwärmen und bahnte sich seinen Weg durch den Nebel, sodass sich noch vor Spielbeginn das versprochene Wetter einstellte.
Dann ging es endlich los. Da beide Teams mit einigen Rookies angetreten waren, entwickelte sich erwartungsgemäß nicht nur ein Spiel in der Luft, sondern auch auf dem Boden. Groundballs wurden dementsprechend, wie von Coach Philip angekündigt, zum Schlüssel des Spiels; und die Offense der SG nahm diesen Fight von Anfang an ernst, und biss sich in der gegnerischen Hälfte fest. Die wenigen Entlastungsangriffe der Konstanzer wurden von einer konzentriert agierenden Defense und einem bestens aufgelegten Goalie zunichtegemacht. So entwickelte sich eine Partie, die zwar nichts für Lacrosseästhetiker, aber auf jeden Fall etwas für Lacrosseenthusiasten war. Kapital konnte die SG aus ihrer erarbeiteten Feldüberlegenheit zunächst im ersten Quarter allerdings nicht schlagen. Dementsprechend ging es mit einem 0:0 ins zweite Quarter. Auch hier zeigte sich ein ähnliches, wenn auch ausgeglicheneres Bild. Die SG spielte und kämpfte, aber traf das Tor nicht. Konstanz entlastete und… traf das Tor auch nicht. Sollte sich hier etwa ein torloses Spiel entwickeln, das erst mit einem Golden Goal in der Overtime entschieden werden sollte? Aber dann kam die 24. Minute und Marius, unser Captain, netzte zu seinem ersten Ligator ein. Das erlösende 1:0. Aber nur 5 Minuten später konnten die Möwen eine Unkonzentriertheit der SG nutzen, und den Ausgleich erzielen. 20 Sekunden vor dem Halbzeitpfiff war das ein psyschologisch denkbar schlechter Zeitpunkt für einen Gegentreffer. (Gibt es eigentlich psychologisch gute Zeitpunkte für einen Gegentreffer?)
In der zweiten Halbzeit gab die SG dann das Heft des Handelns etwas aus der Hand, und es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch; Tore blieben jedoch Mangelware. Dies sollte sich erst in der 42. Minute ändern. Leider waren es erneut die Konstanzer, die Grund zum Jubeln hatte. Erstmals in ihrer Geschichte lag die SG hinten, und bis zum Ende des 3. Quarters sollte sich das nicht mehr ändern. Mit einem 1:2 ging es ins finale Quarter, und Konstanz machte weiter, wie es begonnen hatte. Keine 2 Minuten nach Wiederanpfiff zappelte der Ball erneut im Netz der SG, und es stand 1:3 für Konstanz. Jetzt musste die Spielgemeinschaft sich in den verbleibenden 13 Minuten noch einmal zusammenreißen und alle Reserven aktivieren. Das gelang auch. Bereits in der 48. Minuten war es wieder der Captain, der die prompte Antwort gab und auf 2:3 verkürzte. Von dieser Euphorie getragen folgte bereits in der 50. Minute der Ausgleich. Diesmal durch Julius, einen der Tübinger Spieler. Zwei Tore in zwei Minuten hätten den Auftakt zu einem überragenden Lauf der SG bilden können, aber Konstanz konnte in der 52. Minute wieder auf 3:4 davonziehen. Allerdings sind, insbesondere im Lacrosse, 8 Minuten Restpielzeit noch lange kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken. In der 54. Minute fasste sich dann Gerry, einer der Karlsruher Spieler, ein Herz, und erzielte den verdienten Ausgleich zum 4:4. Das Spiel wogte jetzt noch weiter hin und her, ein weiterer Treffer wollte aber keinem der Teams mehr gelingen. Deshalb hieß es jetzt also doch: Overtime! Die Spannung stieg, Nervosität machte sich breit. Anpfiff. Gerry, Facer und gleichzeitig Schütze des 4:4, erobert den Ball und macht sich auf den Weg in die gegnerische Spielfeldhälfte. Vollkommen fokussiert stürmt er auf das Tor zu, Schuss und… Toooor. Nach gerade einmal 18 Sekunden in der Overtime, das entscheidende Golden Goal.
Die SG startet mit einem Sieg in die neue Saison. Wir danken Tübingen für die Spieltagsorganisation und Konstanz für ein schönes Spiel.